Auf einer steinernen Bank
nah dem See Galilä an einem Hang
sitzt eine alte Frau, ganz in Schwarz gehüllt
greift sie nach meiner Hand
In ihrem Haar spielt der Wind
Ihre Augen starr, sie ist blind
„Ich erzähle Dir ein kleines ausgedachtes Märchen
von meinem Enkelkind“
Frieden für die ganze Welt
Frieden für Dich, für mich
Frieden für die ganze Welt
für Palästina und Israel
Trocken und karg ist das Land
Parolen schreien von der Wand
Auch in der Moschee hört man den Ruf:
„Nehmt einen Stein in die Hand!“
Ein Soldat geht die Gasse entlang
Die Jungs vom Dorf warten gespannt
Statt zu schießen wirft er Spielzeug in den Sand
Die Geschichte hast Du nicht gekannt?
Frieden für die ganze Welt
Frieden für Dich, für mich
Frieden für die ganze Welt
für Palästina und Israel
Vielleicht war die Geschichte gar nicht wahr
Ein toter Junge in der Kinderschar
Das ganze Dorf hinter dem Sarg, mit Steinen und Gewehren
Nur die Mutter ist nicht mehr da
Sie steigt in den vollbesetzten Bus
Macht das, was sie machen muss
Schenkt allen ein Foto von ihrem toten Sohn
Alle weinen bei ihrem Abschiedsgruß
Frieden für die ganze Welt
Frieden für Dich, für mich
Frieden für die ganze Welt
für Palästina und Israel
Auch die Geschichte ist anders ausgegang’n
Ein zerfetzter Bus steht am Straßenrand
Die Ministerrunde tagt, hat auch schon einen Plan
Helikopter dröhnen über’s Land
Eine olivgrüne Kolonne kommt angefahren
Soldaten pflanzen einen Garten an
Keiner hört mehr auf Parolen, niemand muss mehr fliehn
Statt Bomben regnet es Rosinen
Frieden für die ganze Welt
Frieden für Dich, für mich
Frieden für die ganze Welt
für Palästina und Israel
Text: Lutz Debus
Originaltext: Zemer atik