Meine Urgroßmutter weinte so sehr
Ihr Mann war ein Jud und er trug ein Gewehr
Zerfetzt auf einem Feld nahe der Stadt Verdun
Und sie sang ihrer Tochter vom goldenen Land
Von Datteln, Oliven und schneeweißem Sand
Sie sang das Lied vom goldenen Land

Meine Großmutter wurd groß und das Land wurde braun
Sie konnt sich nicht mehr auf die Straße traun
An der Wiege der Tochter hielt sie ihre Hand
Und flüsterte ihr vom goldenen Land
Von Datteln, Oliven und schneeweißem Sand
Sie sang leis das Lied vom goldenen Land

Meine Mutter wurd groß, ihre Mutter verbrannt
Wachte sie auf im Wirtschaftswunderland
Doch Geld ist kein Gold, ihr Blick starr zur Wand
Summte sie stumm vom goldenen Land
Von Datteln, Oliven und schneeweißem Sand
Sie summte das Lied vom goldenen Land

Nicht auf dem Roten Platz, nicht am Goldenen Tor
Nicht im Felsendom und nicht westlich davor
Ich bin um die ganze Welt gerannt
Nirgendwo fand ich goldenes Land
Nur Datteln, Oliven und schneeweißen Sand
Nirgendwo fand ich das goldene Land

Meine Tochter schaut mich nun mit großen Augen an
Neugierig, hungrig mit Sturm und mit Drang
Das Leben vor ihr, nirgends riecht es verbrannt
Ihr Augen fragen: „Wo ist das goldene Land?“
Das Leben vor Dir, nirgends riecht es verbrannt
Nur in Dir findest Du das goldene Land

Text: Lutz Debus

Originaltext und Komposition von Mordekhay Gebirtig (1877-1942)